Der Angsthund - Bonni, ein Leben mit Deprivationssyndrom

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Der Angsthund Der Angsthund 4/2012
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Der Angsthund 4/2012 Bonni, ein Leben mit Deprivationssyndrom

Bonni

Hinter einer ängstlichen Fassade steckt ein fröhlicher Clown

 

Als ich im Internet nach Wurfgeschwistern von Felix suchte, bin ich über sie gestolpert: Bonni, 2,5 Jahre alt, Labrador-Weißer Schäferhund-Mix (genau wie Felix) und sehr scheu. Das Bild zeigte eine Hündin, die schüchtern den Kopf von der Kamera wegdrehte. Mein Gefühl sagte mir, Bonni passt zu uns, und so wollte ich diese Hündin kennenlernen. Also packten wir kurzerhand Felix ins Auto und fuhren knapp 300km in die Nähe von Wolfsburg. Dort erwartete uns eine sehr verunsicherte, laut bellende Hündin, die sich aber auf Anhieb mit Felix verstand und mir nach einiger Zeit ganz vorsichtig Leckerlies aus der Hand nahm. Das Eis war gebrochen und Bonni fuhr mit uns zurück Richtung Berlin.

Über Bonnis Herkunft wissen wir, dass sie ursprünglich als Kettenhund in Polen ihr Dasein fristete, vermutlich auf einem Bauernhof mit Pferden, denn Pferde und Ponys scheint sie zu kennen und zu mögen. Mit ca. 1,5 Jahren wurde sie in einem Tierheim in der Nähe von Stettin abgegeben, um dort ihre Jungen zur Welt zu bringen. Die Tierheim-Mitarbeiterinnen konnten den Halter überzeugen, Bonni dort zu lassen. Über eine deutsche Tierschützerin kam sie dann nach Deutschland auf einen Hof zusammen mit 9 anderen Hunden, lebte dort ca. ein halbes Jahr, bis wir sie abgeholt haben.

 

Aller Anfang ist schwer

Wir hatten überhaupt keine Erwartungen an Bonni und waren auch von ihrem anfänglichen Verhalten nicht wirklich überrascht. Obwohl, eigentlich schon. Denn Bonni erwies sich als absolut liebe, duldsame Hündin. Trotz ihrer Angst lies sie alles über sich ergehen, was sich am Anfang mit so einem Tier nun einmal nicht vermeiden lässt. Sie bekam gleich in den ersten Tagen ein Geschirr an, das dann auch Tag und Nacht dran blieb. Sie ließ sich zweimal am Tag aus ihrer Box zerren und in den Garten bringen, um ihre Geschäfte zu erledigen. Außerdem merkten wir nach einigen Tagen, dass sie völlig verfloht war, was intensive Duschen, Behandlungen mit Spot-Ons und tägliche Reinigung ihrer Box nach sich zog. Alles ertrug sie in einer Art Schockstarre, sie wäre nie auf die Idee gekommen, nach uns zu schnappen.

Und da ein Unglück selten allein kommt, wurde Bonni eine Woche nach ihrer Ankunft spontan läufig. Wir waren schon etwas überrascht, schließlich war die letzte Läufigkeit lt. Vermittlerin erst 2 Monate her und wir hatten gehofft, sie noch vor der nächsten Läufigkeit kastrieren lassen zu können. Felix war zu dieser Zeit 1,5 Jahre alt und ebenfalls unkastriert. Dieser Umstand bescherte uns allen aufregende 6 Wochen. Ich habe inzwischen große Hochachtung vor Züchtern, die diesen Umstand ja regelmäßig haben und ihre Rüden im Zaum halten müssen, wenn die Hündinnen nicht gedeckt werden sollen.

Ganz langsam kehrt der Alltag ein

Nach diesem etwas turbulenten Start wurde es ruhiger und Bonni konnte sich langsam bei uns einleben. Anfangs haben wir sie weitestgehend ignoriert und unseren Alltag möglichst normal weitergelebt. Sie konnte uns von ihrer Box aus beobachten. Futter gab es ausschliesslich aus der Hand, damit sie langsam Vertrauen zu uns aufbauen konnte. Und so wurde sie allmählich mutiger und traute sich in unbeobachteten Momenten auch mal aus der Box, um sich ein wenig umzusehen. Die ersten Wochen und Monate verbrachten wir damit, Bonnis Vertrauen zu gewinnen, eine Beziehung zu ihr aufzubauen und sie ganz langsam an die normalen Dinge des Alltags heranzuführen. Eine der wichtigsten Lektionen war die gemeinsame Handfütterung mit unserem Rüden Felix, damit sie ihre Futteraggression überwand. Das ist heute zum Glück kein Thema mehr.

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